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PRIESTER UND PFARRER VON KALRATH
Wie schon an anderer Stelle erwähnt, ist der erste bekannte, in Kalrath tätige Geistliche ein N. Schmitz, der im Jahre 1792 vom Kölner General-Vikarius mehrere Auflagen zur Ausübung seiner geistlichen Tätigkeit in Kalrath erhielt. Mehr bekannt ist uns der Geistliche Johann Heinrich Schläger oder Schleeger (ich habe beide Schreibweisen vorgefunden), von dem im Niederembter Kirchenarchiv geschrieben steht: "Er war Privatgeistlicher und half in der Nachbarschaft Niederembt und Kalrath aus". In der Statistik der Bergheimer Dechanten finden wir über ihn folgendes: "Wohnhaft in Kirchtroisdorf, ohne Anstellung, ist an Sonn- und Feiertagen Primissarius in der Kapelle zu Kalrath". Auch aus der Pfarrchronik von Bettenhoven kann man erfahren, daß der Privatgeistliche Joh. Heinr. Schläger, gebürtig 1769 in Kirchtroisdorf, in Kalrath bis 1831 tätig war. In der übrigen Zeit wurden wir ab und zu von Bettenhoven aus betreut. Jedoch erteilte endlich am 24.11.1860 das erzbischöfliche Generalvikariat die Genehmigung zur Einstellung eines eigenen Geistlichen in Kalrath. Es war Rektor Kaspar Wilhelm Eitel. Da die Vikarie noch nicht fertiggestellt war, wohnte er zunächst in Bettenhoven, nach dem Tode von Pfarrer Strunck bis zur Fertigstellung der Vikarie (Notarielle Urkunde über die Vikarie stammt vom 7.3.1866) bei Lommertzheim. 15 Jahre lang wirkte er in Kalrath bis 1873, von da aus wurde er nach Gräfrath (bei Solingen) versetzt. Ihm folgte von 1873-1886 Rektor Adolf Kappert, der während des Kulturkampfes zu Aachen eine 9-wöchige Haft verbüßen mußte, weil er der weltlichen Behörde den Tag seiner Anstellungsurkunde nicht angab. Von hier aus wurde er nach Niedermerz berufen.
Nur 3 Jahre, von 1886-1889, betreute Rektor Johann Franz-Joseph Schmitz (der aus Abenden kam und nach Thorr ging) unsere Pfarre.
Ihm folgte (zunächst als Rektor) Herr Johann Gerhard Jüssen von 1889 an. Seinen Bemühungen zufolge sollen die Geschwister Lommertzheim sich zum Kirchbau entschlossen haben; sonst wäre seine Versetzung von Kalrath sicherlich erfolgt. 1895 wurde er bei der Verlesung der Pfarrerhebungsurkunde zum Pfarrer ernannt und wirkte hier bis 1916. Zu seinem 25-jährigen Priesterjubiläum 1897 schenkte die Gemeinde ihm einen Teppich, der viele Jahre auf den Altarstufen lag.
Auf seine Kosten ließ er die Glasveranda an der Südseite des Pastorates und eine Mauer mit Gitter anstelle der Hecke um die Kirche bauen. In der Katechese war er ein äußerst strenger Lehrer, der die Kinder oft mit der Rute schlug, daß blutige Stellen zurückblieben. Verständlicherweise bekam er mit den Eltern diesbezüglich Schwierigkeiten. Außerhalb der Schule verhielt er sich den Kindern gegenüber sehr freundlich. Sein Pastoratsgarten glich einem blühenden Park, ein Zeugnis für seine Liebe zu Blumen. Zuletzt wurde er in seinen Krankheitstagen mit dem Fahrstuhl in die Kirche zur Ausübung seines Dienstes gefahren. Als dieses nicht mehr möglich war, las er die hl. Messe in dem großen Zimmer der 1. Etage zur Straße hin. Schließlich übernahm für ihn ein Pater aus dem Kirchhertener Krankenhaus die Vertretung. Pfarrer Jüssen starb am 6.12.1916.
Während der Übergangszeit hielt Herr Vikar Dr. Clemens aus Rödingen bei uns den Gottesdienst.
Als kranker Mann folgte ihm von 1917-1919 Herr Pfarrer Joseph Winkels. Von ihm wird berichtet, er habe trotz schwerer Krankheit und Schmerzen nie den geringsten Klagelaut von sich gegeben. Man fand ihn, der als leidenschaftlicher Raucher galt, tot, mit der noch warmen, langen Pfeife im Mund. Er ist der einzige hier in Kalrath beerdigte Priester.
Im Dezember 1919 wurde Johann Wilhelm Hubert von Meer, Sohn eines der Kinder der Wwe. von Meer, die damals den Goldsteinshof des Heinrich Kemmerlings in Kalrath vererbt bekamen, gebürtig aus Kaster, zum Pfarrverwalter berufen. Seine Ernennung zum Pfarrer erfolgte erst in der Osterwoche 1920, da der bischöfliche Stuhl durch den Tod des damaligen Kardinals Hartmann vakant war. Während der Inflationszeit waren die Geldbeträge aus dem Dotationsfond wertlos. Als bessere Zeiten nach 1925 eintraten, ließ er das Innere des Pastorats auf eigene Kosten renovieren.
Zu seinem Priesterjubiläum am 19.8.1928 schenkte ihm die Pfarrgemeinde 2 Glocken (siehe Geschichte der Glocken) als Ersatz für die im 1. Weltkrieg abgegebenen. Als er am 31.12.1929 die Pfarrstelle in Ameln antrat, wurde Kalrath nach einem halben Jahr Übergangszeit von Juli 1930-1935 von Herrn Pfarrer Karl Niessen betreut. Anschließend war von 1935-1940 Pfarrer Pesch, der von hier aus nach Ameln ging und seit 1970 Dechant in Dahlem war, für das Seelenheil der Kalrather zuständig.
Während der pensionierte Herr Pfarrer Sauer von 1939-1944 das Pastorat bewohnte, wurde das Dorf 1940-1942 von Herrn Pfarrer Hoffmann betreut und von 1942-1945 von Herrn Pater Reichert, der wegen des von Pfarrer Sauer bewohnten Pastorats im Hause Breuer wohnte.
Im September 1945 zog Herr Pfarrer Josef Prömpler nach Kalrath und sorgte während seiner Amtszeit bis 1952 für die Beseitigung der Kriegsschäden in und an der Kirche. Im Jahre 1948 konnte er sein 25-jähriges Priesterjubiläum feiern. Dem Rufe des Bischofs folgte er 1952 nach Keyenberg.
Am 10. August 1952 wurde Herr Pfarrer Josef Kramer unser neuer Pfarrer. Er war zugleich Religionslehrer in der hiesigen Schule. Am 21.6.1953 konnte dieser Geistliche auf eine 40-jährige Priestertätigkeit zurückblicken. Seinen Bemühungen ist es zuzuschreiben, daß Ende Mai 1954 die Stationskapelle neben dem Spritzenhaus (durch Finanzierung eines edlen Spenders) renoviert wurde und Ende 1954 bis Dezember 1955 die Kirche neu geputzt und gemalt wurde und 8 neue Glasfenster erhielt. Er verstand es meisterhaft, die Spendenfreudigkeit seiner Gläubigen zu mobilisieren. Seine größten Steckenpferde waren der Pfarrgarten und die dicke Zigarre, mit der er sich sogar weiter unterhalten konnte, ohne sie zwischen seinen Zähnen zu entfernen. Leider wurde er 1960 nach Welldorf berufen und nur ungern von den Kalrathern verabschiedet. Von November 1960 bis Ostern 1961 übernahm Pater Christel von Bettenhoven die Seelsorge, und auch den Religionsunterricht. Am Palmsonntag 1961 kam der gebürtige Holländer, Herr Pfarrer Fritz Stoetz in unser Dorf. Unter ihm wurde erstmals die Messe zum Volke hin gelesen und ab 1964 moderne Kirchenlieder gesungen, die größtenteils großen Anklang fanden. Zu seiner Zeit wurde die elektrische Kirchenbankheizung installiert und das Kirchendach erneuert. Im Juni 1972 wurde er krankheitshalber in den Ruhestand versetzt und ist etwa 1 Jahr später in seiner Heimat verstorben.
Vom 1.8.1972 bis Juli 1973 übernahm Herr Pfarrer Stockebrand von Ameln den Vertretungsdienst.
Von Juli 1973 bis Ende Mai 1975 betreute uns von Bettenhoven aus Pater Wilhelm Bertram aus dem Hause Overbach. In der Pfarrchronik schreibt er folgende Sätze: "Bettenhoven und Kalrath sind seit Jahrhunderten eine Gemeinschaft gewesen, sind nun wieder miteinander verbunden: gebe Gott, für viele Jahre, bis daß uns das so bedrückende Problem des Priesternachwuchses ein Ende gefunden hat".Trotz seiner kurzen Amtszeit werden wir den nach Scherpenseel versetzten "gütigen" Geistlichen nicht so schnell vergessen.
Bis Sept. 1975 folgte Vertretungsdienst vieler geistlicher Herren. Aus Overbach wurde nach Bettenhoven Pater Heinrich Spelthahn geschickt. Neben seiner Hauptpfarre verwaltete er noch Mündt und Kalrath mit Wohnsitz in Bettenhoven.
Pater Hecker aus Welldorf (inzwischen verstorben), Herr Pfarrer Claas aus Jackerath und fast alle Priester aus dem Hause Overbach haben uns seitdem zwischenzeitlich eine hl. Messe gelesen. Am 24.1.1979 wurde unser Pastor zum Dechanten des Dekanates Hasselsweiler ernannt. Nach der Pensionierung von Herrn Pfarrer Langen, Rödingen, übernahm Herr Dechant Heinrich Spelthahn die Pfarre Rödingen und verlegte zugleich seinen Wohnsitz nach Rödingen, gab die Betreuung der Pfarre Mündt an Herrn Pfarrer R. Claas von Jackerath ab, behielt die Verwaltung Kalraths, und nach dem Tode von Herrn Pfarrer Leo Langen, auch die Verwaltung Bettenhovens.

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