HEXENGLAUBE IM JÜLICHER LAND.

Den Hexen sagte man nach, sie hätten sich mit Leib und Seele dem Teufel verschrieben und seien dessen willenloses Werkzeug, um den Menschen Schaden zuzufügen. Wenn früher etwas Eigentümliches geschah, glaubte man an eine Behexung. Gaben die Kühe nicht genügend oder sogar rote Milch, so waren sie behext. Kam die Hexe als Bettlerin, und man schlug ihre eine Bitte ab, so kam Unglück über das Haus. Das Vieh wurde krank und starb. Lag Obst auf der Straße, stammte es garantiert von einer Hexe, die Unglück stiften wollte. Aß jemand dieses Obst, starb er langsam dahin. Geschenktes Obst legte man vorsichtshalber in eine Schublade und entdeckte dann am anderen Morgen statt des Obstes zwei häßliche Kröten darin.
Beim Genuß von Obst schnitt man zuerst die Blume heraus, da diese der Sitz der Hexe sein sollte.
Die Hexen sollen auch die Kissen der Kranken behext haben, darum bildeten sich auf diesen Kränze. Wenn sich solche Kränze schlössen, waren die Kranken unrettbar verloren. Die Hexen konnten durch Nadelstiche aus den Kissen vertrieben werden, oder man verbrannte die Kissen und damit die Hexe.
Bliesen die Hexen über den Menschen, wurde dieser über und über mit Ungeziefer bedeckt. z.B.: Einem Mann aus Rödingen wurde am Wege von einer alten Frau auf die Schulter getippt, da hatte er am Abend den ganzen Leib voll Läuse. Die Leute trugen gegen Hexenwerk den sogenannten "Düvelsgeß:" (ein ledernes Beutelchen mit eingenähten frommen Sprüchen auf Zetteln) um den Hals. In den "Doppel" (Tüpschwelle) bohpte man ein Loch und legte den Trauring hinein. Die Hexe wagte es dann nicht, über diese Schwelle zu gehen. Vermutete man in einer Person eine Hexe, so besorgte man sich von dieser eine Stecknadel oder einen spitzen Gegenstand und steckte diesen in eine frische Zwiebel, damit die Hexe alle Macht über einen verlor.
Bei einem Mann verendeten mehrere Stück Vieh. Er beobachtete seine noch lebenden Tiere. Und als ein Hahn gerade starb, fand er beim Aufschneiden in seinem Inneren eine giftige Kröte. Er warf die Kröte bei verschlossenen Türen und Fenstern in das Feuer. Man hörte draußen schreckliche Rufe und lautes Stöhnen. Als die Kröte verbrannt war, fand man draußen eine verbrannte Frau.
Oder man verstopfte alle Ritzen des Stalles mit Dünger und stieß mit dem Messer hinein. Es meldete sich dann draußen eine Hexe, deren Gesicht mit Schnittwunden bedeckt war.
Mit Glockenschlag 12 Uhr Mitternacht ritten die Hexen auf einem Bock zum Hexentanzplatz. Mit den Worten: "Tipp der Schoresteen erus!" oder "En Düvels Nahm övve Hägge on Zöng!" flogen sie durch die Luft zum Ziel. Während ihrer Abwesenheit legten sie dem Ehemann einen Besenstiel ins Bett. Viele Hexen nahmen eine Tiergestalt an. Meistens mußten Katzen und Hunde herhalten.

GESCHICHTLICHER HINTERGRUND DESSELBEN
Als Überbleibsel der mittelalterlichen Ringbefestigung steht in Jülich der Hexenturm. In ihm wurden die Hexen eingesperrt und dann dem Verhör wie der Folter unterworfen. Noch im Jahre 1668 (17.1.) wollte man die 80-jährige Ännchen Weber vom Jülicher Hexentum zum Scheiterhaufen führen und verbrennen. Glücklicherweise wurde sie durch einen natürlichen Tod davor bewahrt.
Die meisten Akten über Hexenprozesse in Jülich sind absichtlich vernichtet worden. Durch Aktenvermerke aus anderen Gegenden, wie Mönchen-Gladbach, Grevenbroich, Zülpich, Bedburg und Ratingen, weiß man von der Hinzuziehung des Jülicher Scharfrichters und von der sicheren Existenz der Hexenprozesse in Jülich.
Bekannt sind ein Hexenprozeß 1535 in Linnich und 1502 (1.8.) in M.-Gladbach, die vom Jülicher Scharfrichter Meister Michel abgehalten wurden. Anschließend erfolgte die Verbrennung. Eben derselbe Scharfrichter richtete drei Frauen aus Grevenbroich. In Zülpich wurden am 28. Juni 1597 drei Frauen nach vorhergegangenen fürchterlichen Qualen durch den Jülicher Scharfrichter Arndten verbrannt. Man bewahrte nicht einmal 12- und 14-jährige Kinder vor dem Tode auf dem Scheiterhaufen.

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