DIE SAGE VOM FÜRMANN (FEUERMANN)


Feuermännchen gehen durch die ganze Feldmark. Besonders häufig sind sie in der Schleihen zu sehen. Am Palmesholzer Feld ist es nicht geheuer. Es spukt da in den Resten der alten Kellermauern und bei der Palmesholzer Sohnschür (Feldscheune). Ein Mann, der des Nachts von Niederembt kam, sah dicht an Palmesholz einen großen Feuerball auffliegen, der ihn bis Kalrath verfolgte.
Erklärung: Dergleichen Fürmannssagen findet man in jedem Orte. Im letzten Beispiel kam der Fürmann in Gestalt einer feurigen Kugel. Diese Kugeln vergrößern sich oft zu einem rollenden feurigen Fasse. So wird uns aus einer anderen Gegend berichtet, in der ein altes Weib einem Lehrling den Teufel in Gestalt von Feuerkugeln zu tragen gibt. Wieder in anderen Orten erscheint der Fürmann als eine große Flamme, die sich hin und her bewegt und mit großem Zischen verschwindet. Oder es ist ein gewaltiger Klotz aus Feuer mit einem menschlichen Kopfe, der mannshoch über die Erde dahin schnaubt. Oft springt der Fürmann einem auf den Rücken und läßt sich tragen, bis man zusammenbricht. Oder er setzt sich auf eine Karre und erschwert dieselbe so, daß die Pferde kaum noch vorwärts ziehen können. Die Fürmänner waren Seelen, die im Grabe keine Ruhe finden konnten, weil sie noch etwas abzubüßen hatten. Deshalb irrten sie in Feuergestalt auf der Erde umher. Meist waren es Seelen von Grenzsteinfrevlern. Die Grenzsteinlegung war früher ein äußerst wichtiger Akt. Sie geschah in Anwesenheit von 7 Schöffen. Man grub in die Erde ein Loch und jeder Schöffe warf einen Kieselstein hinein. Anschließend setzte man den Grenzstein, den man "Fohl" nannte. Wer nun den Grenzstein verlegte, galt als Bösewicht, der Land gestohlen hatte. Er fand im Grabe keine Ruhe und irrte als Fürmann umher und rief: "Wo lag ich minge Pohl?". Wenn man ihm dann antwortete: "Lag em do, wo du em usgetrocke hast", war er verschwunden.
Sehr oft hörte man, daß der Fürmann im Leben ein Gelübde nicht gehalten hatte. Durch Bitten oder Zwang übertrug er es einem Lebenden. Gewöhnlich hieß es dann: "Als er am Schlusse das heilige Sakrament empfing, erschien vor ihm auf der Kommunionbank eine lederbraune Hand und hinterließ auf dem Kommunionbanktuche einen schwarzen Abdruck, das Zeichen der Erlösung. Ebenso kam es vor, daß der Lebende aufgefordert wurde, ein nasses Taschentuch auf die Kommunionbank zu legen. In diesem ließ dann die erlöste Seele Spuren brauner Farbe zurück. Alt und Jung fürchtete sich vor dem Fürmann. Fing man an zu beten, so kam er sofort hinzu; fing man an zu fluchen, so kehrte er gleich um. Wenn einer dem Fürmann pfiff, kam er pfeilschnell hinzu. Viele gaben ihm ein "Krüzerfettmännchen". Es war ein Geldstück. Der Führmann nahm es und verschwand.

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