DIE ENNUNGSMÖHN


Vom 12. Mai bis zum St. Bartholomäistag (24. August) hielten die Bauern den Ennunger-Mittagsschlaf. Ein ungeschriebenes Gesetz im Jülicher Land sagte, daß in dieser Zeit von 12-14 Uhr niemand im Felde weilen darf. Dann geht das Mittagsgespenst = Ennungsmöhn durch das Feld, um die Feldflur zu beschützen und zu behüten. Sie verscheucht die Leute, die auf dem Feld zur Unzeit arbeiten. In Lieh stellt man sie als altes Weib dar, welches ein Leibchen, ein Mützchen mit Ohreisen und Stauchen (Pulswärmer) mit Daumen trägt. Ist sie dagewesen, so können die Arbeiter die Geschirre nicht mehr finden. Diebe sollen diesen Aberglauben reichlich ausgenutzt haben. Ebenso hatte man nicht gern, wenn die Kinder über Mittag ins Feld gingen, weil sonst die Ennungsmöhn kommen und ihnen Schaden zufügen könne. Es hieß dann: "Maach nit, dat dich die Ennungsmöhn kritt!".

Erklärung: Wie die Juffern ist die Ennungsmöhn heidnischen Ursprungs. Von einer häßlichen Gestalt wird uns aus Königshoven, Kreis Bergheim berichtet. Dort findet man die Ennungsmöhn in Ziegenfelle gekleidet und mit Hörnern auf dem Kopf. Wagt es dort jemand während der Mittagszeit zu arbeiten, steckt das Gespenst plötzlich den Kopf mit den Hörnern aus dem Kornfeld hervor, und die Arbeiter laufen erschreckt nach Hause. Aus anderen Gegenden Deutschlands gibt es ähnliche Erscheinungen um die Mittagszeit, ein Beweis dafür, daß die Vorstellung von der Ennungsmöhn ihren Grund im heidnischen Glauben der Vorfahren hat.

<<< zurück


webmaster: info@kalrath.de