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AUS DER VORGESCHICHTE DER PFARRE KALRATHS
Nach Aufzeichnungen des ehemaligen Pfarrers von Bettenhoven, Nicolaus Grün, (der 1880 schon die Ersterwähnung von Kalrath im Jahre 1284 niederschrieb), gehörte Kalrath laut "Zeugnis einzelner Grabkreuze auf dem Bettenhovener Kirchhof und der Aufzeichnungen des Kirchenarchivs der Pfarre Bettenhoven" wenigstens seit Anfang des 17. Jahrhunderts zur Pfarre Bettenhoven. Ein Weg hinter dem jetzigen Pfarrgarten führte durchs Feld in Richtung Bettenhoven. Dieser Weg wurde nicht nur zum Kirchgang benutzt, sondern auf dem letzten Gang eines jeden zum dortigen Friedhof, darum hieß er "Leichenweg". Erst 1910 verschwand dieser Weg bei der Flurbereinigung.
Weitere Hinweise zur Zugehörigkeit der Pfarre Bettenhoven gibt das Sterbebuch, in dem Adam Lommertzheim als "einzigartiger Wohltäter der Bettenhovener Kirche" (Stifter des dortigen Hochaltares) genannt wird. Er wurde sogar unter dem dortigen Kirchturm beerdigt. Seine Grabplatte wurde vor einigen Jahren bei der Renovierung der Bettenhovener Kirche aus dieser entfernt und in die Eingangshalle der Kalrather Kapelle gebracht.
Dieser vorhin erwähnte Adam Lommertzheim und sein Bruder Johann Jakob Lommertzheim gründeten in Kalrath 1775 diese Kapelle, an die heute noch die Vorhalle als Stationskapelle neben dem Spritzenhaus erinnert. Sie ist ein Überbleibsel aus dem Jahre 1893, als die Kapelle, die vom Grundbesitz der Geschwister Cajens eingeschlossen war, an diese zum Abbruch für 250 Mark verkauft wurde. Wo der Altar und eine kleine Orgel (die im Jahre 1865 nach Angaben des Bettenhovener Pfarrers Grün angeschafft worden war), geblieben sind, ist nicht nachzuweisen. Die 1847 aufgestellte Kommunionbank soll in unserer Pfarrkirche als Abschluß des Taufsteines verwandt worden sein. Rechts in der Vorhalle unserer Pfarrkirche befindet sich die Gedenktafel aus der Kapelle: "Maria Verkündigung" mit folgender Aufschrift: MDeo et Mariae virgini fratres Lommertzheim 1775" = "Gott und der Jungfrau Maria, Die Gebrüder Lommertzheim 1775". Da in Bettenhoven am Patronatsfest unserer Kapelle, am 25. März, ewiges Gebet war, wurde dieses Fest auf Christi Himmelfahrt gefeiert. Die Wwe. des Adam Lommertzheim hatte am 15.4.1779 verordnet, daß zur besseren Förderung des Gottesdienstes eine unlösbare Erbrente von 100 Reichstalern von dem Kraftschen Gute (Gut Lommertzheim) oder dessen Besitzer jährlich entrichtet werden soll. Dafür soll das Gut verpfändet, nicht versplissen (geteilt) und die Erbrente gerichtlich eingetragen werden. Die von Pfarrer Peter Schopen aus Bettenhoven geweihte Kapelle wurde seit jener Zeit von in der Umgebung lebenden Privatgeistlichen bedient, die auch in Bettenhoven an Hauptfesten Aushilfe leisteten. Aus dem Jahre 1792 stammen zwei Schriftstücke über diese Kapelle:
1. eine Urkunde (im Archiv des Gutes Bettenhoven), in der Christian Lommertzheim das Patronatsrecht über die Kapelle zu erhalten versucht.
2. ein Brief vom 30.6.1792 von H. Goldschmitt, General Vikarius M.J. Leinen an den "Deservitor" der Kapelle Kalrath N. Schmitz mit der Auforderung (bei Androhung der Suspension), die Kalrather zur Pfarrkirche Bettenhoven hinzuführen, indem er an allen Fest- und Feiertagen das Messelesen in der Kalrather Kirche unterlasse, dafür den Geistlichen in Bettenhoven durch Beichthören und Sakramentenspendung unterstützen solle. In der übrigen Zeit solle die Messe von Ostern bis Weihnachten um 7 Uhr, und in der Winterzeit um 8 Uhr mit einer halbstündigen "christlichen Lehre" gehalten werden, damit die Jungen und Starken noch zur Pfarre gehen konnten, ferner war es ihm bei der vorher genannten Strafe verboten, weder Asche, Krauter, Kerzen noch Palmen zu weihen oder gar die Namen von Verstorbenen zu verlesen. Vermutlich befürchteten die Bettenhovener, daß nicht alles Geld der reichen Wohltäter aus Kalrath in ihre Pfarre fließen würde. Der letzte Privatgeistliche, den die Geschwister Lommertzheim für viele Jahre gewinnen konnten, war der aus Kirchtroisdorf gebürtige Vikar H. Schläger bis 1831. Wegen Mangels an Geistlichen und Unzulänglichkeit des Stiftungsfonds konnte niemand für Kalrath gewonnen werden. Von da an wurde Kalrath wieder nur mit einer Wochenmesse von Bettenhoven aus bedacht. Zur Zeit der frz. Herrschaft sollte die Pfarre Bettenhoven durch ein Gesetz vom 24.4.1804 aufgehoben werden. Vor dieser Zeit gehörte Bettenhoven zum Erzbistum Köln, jetzt zum Bistum Aachen. Man wandte sich an den damaligen Aachener Bischof Marc Antoine Berdolet mit der Bitte, alles wie vorher zu belassen. Es wurde stillschweigend geduldet, daß Bettenhoven sich selbst verwaltete und seine Pfarrechte behielt (auch über Kalrath). Man gab Rödingen lediglich eine jährliche Anerkennung für das "stille Abkommen". Ab 1829, nach dem Tode von Herrn Pfarrer Christian Schopen, wurde Herr Pfarrer Theodor Grahs bis 1840 als Rektor (also abhängig von Rödingen) geduldet. Seit 1826 lief ein Gesuch an die Staats- und Kirchenbehörden, Bettenhoven wieder zur selbständigen Pfarre zu erheben. Ende 1839 kam der Preußenkönig Friedrich Wilhelm III auf Bitten des Herrn Erzbischofs Clemens August und des Oberpräsidenten des Rheinlandes der Bettenhovener Bitte nach, die Selbständigkeit ihrer Pfarre wieder herzustellen, und damit gehörte Kalrath wieder offiziell zur Mutterpfarre Bettenhoven. Die Kalrather drängten darauf, endlich geregelten Gottesdienst in ihrer Kapelle zu erhalten. Inzwischen war der Kapellenfond (durch Stiftungen der Fam. Lommertzheim, der in Jackerath verstorbenen Frau Maria Josefa Langen, geb. Vahsen aus Kalrath und von den Einwohnern Kalraths) auf "4890 Thaler" angestiegen. 1860 wurde dem Kalrather Gesuch stattgegeben, endlich mit dem Rektor Eitel einen fest angestellten Geistlichen für die schon 85 Jahre bestehende Kapelle zu erhalten. 28 Jahre später wurde erst die Erlaubnis erteilt, durch das Rektorat von Kalrath Taufen in der Kapelle vorzunehmen und in der Schule Katechismusunterricht zu erteilen. Man kann sich vorstellen, wie ungehalten man in Kalrath zu der Zeit war, wenn man eine eigene Kapelle und einen diensttuenden Geistlichen besaß, aber nicht die Rechte einer eigenen Pfarre hatte. Es wurde und wird folgende ausschlaggebende Geschichte zum Bau unseres Gotteshauses erzählt und aufgeschrieben: Der derzeitige Küster Valentin Becker belauschte ein Gespräch der unverheirateten Geschwister Joseph und Josepha Lommertzheim, während seiner üblichen Arbeit im Garten derselben. Josepha zu ihrem Bruder: "Warum trägst du das ganze Geld auf die Sparkasse? Nachher bekommen es doch die anderen. Bau lieber eine Kirche, dann haben alle Kalrather etwas davon".

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