Krieger-Gefallenendenkmäler in Deutschland
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ERRICHTUNG DES KRIEGERDENKMALES 1927
Der Gedanke zur Errichtung eines Kriegerdenkmales kam den Kalrathern schon im Jahre 1921. Die erste Kollekte und Eintragungen in eine Spendenliste waren bereits erfolgt. Die Inflation machte vorerst alle Pläne zunichte. Bei einer Gedächtnisfeier für die Kalrather Gefallenen des 1. Weltkrieges am Volkstrauertag, dem 13.3.1927, appelierte Herr Lehrer Tichlers an die Kalrather, wie die umliegenden Ortschaften ebenfalls ein Kriegerdenkmal zu errichten. Als dann 5 Tage später bei Andreas Boss diesbezüglich eine Versammlung einberufen worden war, stand der Beschluß für die Errichtung eines Kriegerdenkmales auf dem Kirchendorfplatz fest. Ein Ausschuß holte in Köln mehrere Angebote nebst Entwürfen ein und entschied sich dann für den Obelisken aus schwedischem Granit des Peter Kribben, Köln-Melaten. Eine Spende von 50 DM des MGV-Cäcilia und ihr Vorhaben, den Erlös aus dem Sommerfest gleichfalls zur Verfügung zu stellen, waren ein guter Anfang. An jeden Bürger wurde ein Formular ausgeteilt, auf dem er einen beliebigen Betrag als Spende für das Objekt einsetzen konnte.
Nur ein einziger aus Kalrath hat sich an der Zeichnung nicht beteiligt. Es war Johann Schmitz, Landwirt, genannt "Marizifä Hannes". Er gab den Brief mit der Bemerkung zurück: "Daran kann ich mich nicht stören" (Zitat aus der Chronik von H. Tichlers). Bei der Fundamentlegung am 8.4.1927 wurde folgende Urkunde in einer Flasche deponiert: "Den Gefallenen von Calrath im Weltkriege 1914-1918"
Wilhelm Sieben, geb. 4.10.1888, gef. 6.9.1914 an der Marne beim Reserve-Infanterie-Regt. 68 - Kopfschuß.
Aloys Baum, geb. 1.6.1893, gef. 6.3.1815 in der Schlacht bei Ripont, beim Res. Inftr. Reg. 28. Er starb auf dem Transport.
Anton Puderbach, geb. 7.2.1892, gef. 23.4.1915 bei Langenmark in Flandern - Kopfschuß beim Inftr. Regt. 237.
Joseph Maaßen, geb. 3.2.1879, gef. 22.10.1915 bei Skreida (Rußland) beim Landwehr Inftr. Regt. 29 - Lungenschuß
Josef Schmitz, geb. 4.9.1894. Es wurde ihm am 26.10.1917 bei Ypern (Flandern) der linke Arm abgerissen und er starb am 3.12.1917 an Gasvergiftungserscheinungen im Lazarett zu Cortrink, Maschinen-Gewehr-Komp. 3 des Inftr. Regt. 68.
Fern, fern im Osten, da gähnt ein Grab, da senkt man zu tausend die Toten hinab, im Westen, da ragt manch Kreuz schlicht und klein, da liegen sie stumm in düsteren Reihn. Und wo im Winde rauschet das Meer, da gaben sie "freudig" ihr Leben her für uns, für uns. Sie opferten Zukunft und Jugendglück, sie kehren nie wieder zur Heimat zurück, sie gaben ihr alles, ihr Leben, ihr Blut, sie gaben es hin mit heiligem Mut, für uns, für uns, für uns! Und wir?
Wir können nur weinen und beten für sie, die doch liegen bleich, blutig, zertreten, denn es gibt kein Wort für das Opfer zu danken. Es gibt keinen Dank für sie, die da sanken, für uns, für uns, für uns!
Eingedenk des Wortes: Des Volkes Dank ist euch gewiß!" wurde heute das Fundament zum Denkmal gelegt. Calrath, den 8. April 1927
Der Denkmalausschuß: gez. Heinrich Tichlers, Lehrer, gez. Wilh. von Meer, Pfarrer, gez. Andreas Boss, gez. Jean Schnitzler, gez. Joh. Niesen, gez. Jos. Schulten.
Diese Urkunde möchte ich nicht ohne Kommentar belassen.
Die ausrückenden Soldaten wurden mit lautem Jubel und Blumen überschüttet. Es wurde ihnen suggeriert, für das Vaterland "freudig" ihr Leben hinzugeben. Von daher ist uns die erste Strophe des Heldengedichtes verständlich, jedoch für heutige Empfindungen nicht akzeptabel. Vor einigen Jahren haben wir in Ypern den Ehrenfriedhof der Gefallenen des 1. Weltkrieges besucht und dabei die Gräber von zwei 21-jährigen Verwandten gefunden. Beide waren nur 2 von ca. 44.000 Soldaten, die auf diesem Heldenfriedhof liegen und nur ein Bruchteil von den 2.050.000 Gefallenen des 1. Weltkrieges. Ich bin der Überzeugung, diese Soldaten haben ihr Vaterland aus Pflichtgefühl verteidigt, sind jedoch nicht gerne gestorben.
Nach der Aufstellung des Denkmals am 8. und 9.4.1927 fand am 16. Juni unter Beteiligung der eingeladenen Kriegsvereine von Rödingen, Güsten, Ameln, Spiel, Opherten, Kirchherten und der Freiwilligen Feuerwehr Rödingen die Einweihung desselben statt. Die Enthüllung des Denkmals erfolgte durch denRödinger Bürgermeister Minnartz, Herr Lehrer Tichlers hielt die Festrede, und Herr Josef Müller trug, wie im Jülicher Kreisblatt vom 17. Juni 1927 zu lesen ist, ein Gedicht so gekonnt vor, daß viele Zuhörer von der Vortragskunst gerührt waren.

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