Kirchenvorstanswahl 1930 . .

 

Geschichte der Kirche von 1900 bis 1984 "
Schon 1901 erhielt die Kirche durch freigiebige Spenden der Bewohner durch den Dekorationsmaler Fritz Hoegen eine schöne Innenausmalung. Von außen wurde ein Umgang des Gebäudes mit Ziegelbelag versehen.
Bei der Pfarrerhebung Kalraths hatte die Dotation des Joseph Lommertzheim in Höhe von 29.000 Mark (größtenteils in Hypothekenbriefen angelegt) eine große Rolle gespielt. 1903 geriet eine Witwe eines Hypothekenschuldners in Zahlungsschwierigkeit. Dabei erlitt der Pfarrfond einen Verlust von 5.500 Mark. Man machte Joseph Lommertzheim auf den entstandenen Schaden aufmerksam. Zu der Zeit kam gerade der hochwürdige Herr Kardinal Erzbischof Dr. Fischer (gebürtig von Jülich) nach Kalrath und überbrachte dem Überlebenden der beiden Kirchenerbauer Kalraths, Joseph Lommertzheim, in Anwesenheit zahlreicher Geistlicher die Insignien eines Ritters des St. Gregoriusordens vom Hl. Vater, Leo XIII, am 11.6.1904. Schon 9 Tage später gelangte am 22.6.1904 von seiner seit Jahren gewohnten Badereise nach Homburg v.d. Höhe die Nachricht von seinem plötzlichen und mysteriösen Tod (über den nach mündlicher Überlieferung viele Gerüchte kursieren) nach Kalrath. Ein großer Wohltäter der Kirche, der letzte seines Namens, war gestorben. Man erwartete mit Spannung einige Tage nach seiner Beisetzung (in der von ihm errichteten Grabkapelle) die Testamentseröffnung. Unter großem Protest seiner Verwandten (Halbgeschwister-Kinder) wurde der Metzgermeister Georg Eitel zu Düsseldorf, Bruder des verstorbenen ersten Rektors von Kalrath, Wilhelm Caspar Eitel, als Universalerbe verlesen, die Verwandten jedoch nur mit Legaten bedacht. Nach 6 1/2-jähriger Prozeßdauer wurde im Dezember 1910 ein Vergleich zwischen den Parteien erzielt. Die Verwandten erhielten die Summe von 200.000 Mark ausbezahlt, und Georg Eitel mußte die Hälfte der Prozeßkosten tragen, nach der Einsetzung in die Erbschaft im Februar 1911 kam Herr Eitel den Verpflichtungen und Versprechungen der Kirche gegenüber nur teilweise nach. Die Juwelen, Gold- und Silbersachen des verstorbenen Lommertzheim, die für die kirchlichen Gefäße bestimmt waren, hatte er an sich genommen. Er ließ dann doch erstere (also die Juwelen) an der Monstranz anbringen, während er aus den Goldsachen einen silbervergoldeten Kelch mit goldener Kuppe, den Rand desselben mit Emaillebildern versehen ließ. Die Silbersachen gab er bald zur Herstellung eines Vortragekreuzes heraus.
Ältere Bürger können sich noch gut an die nicht mehr vorhandenen Juwelen (Ohrgehänge der Josepha Lommertzheim) an unserer Monstranz erinnern.
Nach zähen Verhandlungen des Herrn Pfarrers Jüssen zahlte Georg Eitel auch die 1903 verlorengegangenen 5.500 Mark für den Pfarrfond aus. Größere Schwierigkeiten bereitete Eitel dem Kirchenvorstand, die im Testament als Unterhaltsfond für die Kirche und die Grabkapelle bestimmten zehn Morgen Land herauszurücken. Er suchte laut Vollmacht nach langen Verhandlungen die am weitesten und weniger ergiebigen Parzellen aus. Nach dem Schenkungsakt machte der Kirchenvorstand bei der Eintragung ins Grundbuch die Entdeckung einer eingetragenen Hypothekenschuld. Der Kirchenvorstand schritt nach erneuter Hinhaltung bezüglich der Freigabe der Parzellen durch den Hypothekengläubiger zur Klage und erreichte endlich am 1.4.1915 dieselbe. Zwischenzeitlich vom 21.-28. Januar 1912 hatten zwei Franziskanerpatres, Wigbertus Rey und Daniel Becker eine Volksmission abgehalten mit anschließender Errichtung und Segnung eines Missionskreuzes. Im gleichen Jahr, am 2. September 1912 trat in unserem Dorf die Wasserleitung zuerst in Tätigkeit, 1922 wurden Kirche und Pfarrhaus (vermutlich zur gleichen Zeit auch die übrigen Kalrather Häuser) mit elektrischem Licht versehen (die Kosten wurden für die elektrische Anlage in der Kirche wurde durch Naturalien aufgebracht).
Ein kurioser Aufruf an die Wähler Kalraths vor einer Kirchenvorstandswahl (vermutlich um 1930) wurde auf dem Speicher von Hubert Schnepp gefunden.
Bis zum 2. Weltkrieg fehlen mir (außer über die Glocken) nähere Einzelheiten über Anschaffungen etc. der Kirche.
Im zweiten Weltkrieg hatte unsere Pfarrkirche eine Anzahl von schweren Granattreffern erhalten und war deshalb für die Abhaltung von Gottesdiensten nicht benutzbar. 1945 befand sich zunächst die Notkirche in den Wohnräumen des Herrn Johann Schnitzler, Anfang 1946 im Schulzimmer, in dem sogar die Trauung der Eheleute Martha und Adam Busch vorgenommen wurde, zuletzt im Wohnzimmer des Herrn Josef Schulten, bis man wieder nach Aufräumungsarbeiten in die Pfarrkirche konnte. Provisorische Ausbesserungen des Kirchendaches hatten zur Folge, daß das Mauerwerk und das Gewölbe durch die Witterung zersetzt wurden. Im Juni 1948 hatte Herr Pfarrer Prömpler Erfolg, Bedachungsmaterial heranschaffen zu lassen (10.000 Dachziegel). Man mobilisierte Handwerker, die für Beköstigung und Landesprodukte (Weizen etc.) arbeiteten. Männer, Frauen und Kinder bildeten die Turmtreppe hinauf bis zum Dachstuhl eine arbeitende Kette, die die Dachziegel von Hand zu Hand beförderte. Ende Mai 1954 wurde unter Herrn Pfarrer Josef Kramer die Stationskapelle (Rest der alten Kapelle von 1775) durch die Finanzierung eines edlen Spenders renoviert und die Kirche neu geputzt. Die Renovierung der Kirche (Maurerarbeiten, Schmiedearbeiten, elektr. Anlagen, Einsetzen neuer Fenster, Malerarbeiten) war Ende 1955 beendet.
Wenn in unserer Gemeinde nicht mehr so große Stiftungen an die Kirche wie zu Lebzeiten der Gutsbesitzer Lommertzheim getätigt werden (weil dazu ja keine dringende Notwendigkeit besteht), so darf man doch behaupten, daß die Kalrather Kirchengemeinde im Laufe der letzten ca. 40 Jahre nach dem Kriege nach Spendenaufrufen (ihrer Pfarrer) für dringende Anschaffungen eine offene Hand hatten, auch sonstige Gegenstände gestiftet haben, und vielfach kostenlos ihre Arbeitskraft für die Kirche zur Verfügung gestellt haben. Damit nicht irgendein Spender oder "Arbeiter zur Ehre Gottes" ungenannt bleibt, möchte ich mich damit begnügen, bekannte Spenden aufzuzählen: Gehänge für die Sakristeiglocke, eine Krankenburse, Geldbeträge für die Renovation der Kirche (1954-1955), für die Polsterung der Kirchenbänke und für die neue Glocke im Jahr 1984, eine neue "Ewige Lampe" mit Kette, ein Muttergottesmeßgewand, eine Strahlenmonstranz, das Bild des hl. Judas Thaddäus und ein Weihwasserkrug aus Langerwehe.
Die Kirche erhielt ferner um das Jahr 1969 eine elektrische Bankheizung, das Dach wurde 1971/72 durch Schieferung des westlichen Mauerwerkes erneuert, und ein Anstrich des Kirchenraumes folgte. Der Gewölbeanstrich war für das folgende Jahr laut Kirchenchronik vorgesehen. Wir erhielten neue Läuferteppiche und einen Vorhang für den Beichtstuhl. Längst vergessen war die Weihe der Marienkapelle am Nordausgang von Kalrath (1866 nach Plan und Zeichnung des damaligen Rektors Eitel als Stationskapelle von den Geschwistern Lommertzheim erbaut und vom Dechanten Hennes geweiht), am 25.7.1950 zur Jugendkapelle durch den Weihbischof Dr. Hühnermann. In der Schulchronik und in der Pfarrchronik wurde dieser Vorgang mit dem Datum festgehalten.

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